Wandern im Land der Druiden
Nur wenige Kilometer vom pulsierenden Leben der Stadt Bern entfernt liegt der Schwarzwassergraben. Während bei der Einmündung des Schwarzwassers in die Sense, in den Sommermonaten viel Betrieb von erholungssuchenden Bernern herrscht, ist im Graben meistens Ruhe und Stille. Was gibt es deshalb besseres, als eine Wanderung in diese schöne Gegend, um der Hektik der Stadt zu entfliehen und in eine andere geheimnisvolle Welt einzutauchen. Am besten startet man bei der Schwarzwasserbrücke. Dort hat es genügend Parkplätze und eine Station der Linie S6 der S-Bahn Bern. Gleich zu Beginn der Wanderung führt uns der Weg hinab in den Schwarzwassergraben und schon bald kommt das erste Higlight. Unter der alten Schwarzwasserbrücke hat der Fluss tiefe Rinnen in den weichen Sandstein gefressen. Ein Künstler hätte das nicht besser machen können.
Der Schwarzwassergraben
Der Schwarzwassergraben ist eine Canyonartige Flusslandschaft in der Nähe von Bern. Der Talgrund ist vielerorts bis hundert Meter breit, und die Sandsteinfelswände bis 200 Meter hoch. Durch den Graben fliesst das Schwarzwasser. Das Schwarzwasser ist einer der letzten Schweizer Flüsse, welcher von der Quelle bis zur Einmündung in die Sense einen natürlichen Flusslauf mit unverbauten Ufern und typischen Auenwäldern besitzt. Der Schwarzwassergraben ist deshalb auch ein Refugium, für von vom aussterben bedrohten Tier und Planzenarten. Er Steht seit 1975 unter Naturschutz und gehört zum Bundesinventar der Landschaften und Denkmäler von Nationaler Bedeutung (BLN-Objekt Nr. 1320). Im untersten Teil des Grabens siedelten sich im 19. Jahrhundert Tauner (Tagöhner) an. Kleine Landwirtschaftsbetriebe mit zwei bis 3 Kühen. Heute sind im Schwarzwassergraben 4 Häuser ganzjährig bewohnt.
Der Weg führt uns stetig leicht steigend das Tal hinauf. der Talboden ist hier Teilweise bis zu 100 Meter breit. und wir kommen an einigen alten Bauernhäusern vorbei. Der Fluss fliesst hier erstaunlich friedlich. Er hat hier ein Gefälle von durchschnittlich 1%. Im Frühjahr während der Schneeschmelze und nach Gewittern zeigt er vielfach seine zerstörerische Kraft, weil er ein grosses Einzugsgebiet hat. Schon bald führt uns der Weg wieder in die Höhe, da vielfach der Grund der Schlucht der Natur überlassen und keine Wege gebaut wurden. So gibt es diverse überraschende Momente, wie wenn man zum Beispiel nach dem steilen Aufstieg vom Bütschelbachsteg nach Hinterfultigen, unerwarteterweise auf einmal Sicht auf die Berner Alpen und die Gantrischkette hat. Der Abstieg zum Zwingherrenbogen und dem sogenannten Druidenaltar ist relativ schwierig. Der Einstieg ist nicht markiert und nur schwer zu finden. Der Weg ist teilweise sehr ausgesetzt und mit einem Drahtseil gesichert. Gute Wanderausrüstung ist hier unerlässlich und sollte nur mit einem ortskundigen Führer begangen werden. Es lohnt sich jedoch auf jeden Fall, diesen beschwerlichen Weg hinunter in die Schlucht zu wagen. Unten befindet man sich in einer mystischen noch weitgehend unberührten Welt.
Das Schlosschälen
In der Nähe von Hinterfultigen haben Menschen einer vergangenen Epoche unübersehbare Spuren hinterlassen. Im Volksmund werden diese Strukturen „Druidenaltar“ oder „Keltengräber“ genannt. Und
ganz in der Nähe befindet sich ein archaisches Felsentor, der sogenannte Zwingherrenbogen, dass sich als Naturmonument aus einer Felsrippe hochwölbt. Der Name "Schlosschälen" ist die dialekte
Form von Schlosskeller. Hier befindet sich das sogenannte Keltenrefugium, Es wird vermutet, dass dieser von Menschen geschaffene Ort bereits 4000 Jahre alt ist. Ausgrabungen wurden
bis jetzt noch keine gemacht. Eine Wehranlage oder Burg macht an diesem unzugänglichen Ort keinen Sinn. Auch die Entstehung des Zwingherrenbogen ist nicht bekannt. Die Meinungen
gehen da auseinander, ob er natürlich ist, oder vor langer Zeit von menschlicher Hand geschaffen wurde.
Der Weg führt nach dem Besuch der Schlosschälen noch einmal hinunter in den Graben zur Steiglenau. Dies ist ebenfalls ein Ort der Kraft. Lieblich fliesst normalerweise der Fluss hier vorbei. Im Jahre 2010 wurde jedoch bei einem Unwetter die Brücke über das Schwarzwasser weggerrissen und erst 4 Jahre später wieder aufgebaut. Nach der Rast und der Überquerung des Flusses führt uns der Weg ein letztes mal Steil hinauf. Durch Wälder und Wiesen, vorbei an schönen Bauernhäusern, wandert man nun zum Ausgangspunkt bei der Schwarzwasserbrücke zurück.
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